lndol-3-Carbinol – ein Glucosinolat-Derivat aus Kreuzblütler-Gemüsen zur Vorbeugung und komplementär-onkologischen Behandlung von Brustkrebs

Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2015; 47: 20-27 

Ben L. Pfeifer1, Theodor Fahrendorf2

1 Aeskulap-lnternational AG, Luzern, Schweiz
2 Anaxbiocon UG, Gatersleben, Deutschland

Zusammenfassung

Brustkrebs ist der häufigste maligne Tumor der Frau. Trotz verbesserter Therapien kann heute nur etwa die Hälfte der Betroffenen mit Heilung rechnen. Wenn der Tumor mit Metastasen zurückkommt, bleiben nur noch palliative Maßnahmen. Lebensqualität und Überlebenszeit der Patientinnen sind dann in der Regel stark reduziert. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich für Betroffene und Ärzte sowie die Gesellschaft als Ganzes, nach besseren und weniger toxischen Behandlungswegen zu suchen sowie eine effektive Strategie zur Vorbeugung der Brustkrebserkrankung aufzubauen. Ein guter Kandidat für ein solches Vorhaben scheint lndol-3-Carbinol, ein Glucosinolat-Derivat der Kreuzblütler-Gemüse, zu sein. Es steht durch sein üppiges Vorkommen in den beliebten Gemüsesorten der breiten Masse recht einfach zur Verfügung, es ist gut verträglich und auch in höheren Dosen unschädlich. Es kann in therapeutisch ausreichender Menge durch täglichen Gemüseverzehr oder in angereicherter Form als „Functional Food“ oder als „Food Supplement“ zugeführt werden. Es hat eine krebsverhütende Wirkung, vermindert die Metastasenbildung und verstärkt die Wirksamkeit verschiedener chemotherapeutischer Standardtherapien.

 

Schlüsselwörter: Brustkrebs, Vorbeugung, Therapie, Glucosinolat-Derivate, lndol-3-Carbinol

 

Einleitung

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in der westlichen Welt, übertroffen nur von den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Brustkrebs ist dabei der häufigste maligne Tumor der Frau, zumindest in Europa und den USA. Bei Krankheitserkennung im Frühstadium können moderne Leitlinien-Therapien heute die Mehrzahl der betroffenen Patientinnen heilen. Allerdings versagen unsere Standardtherapien leider immer noch bei fast der Hälfte der Patientinnen und die Tumorkrankheit rezidiviert.

Wenn die Erkrankung gar metastasiert, dann ist die Behandlungsstrategie leider nur noch palliativ ausgerichtet. Dennoch kann die in den letzten Jahren deutlich verbesserte Standardbehandlung unter Einbezug zytotoxischer und antihormoneller Therapien, Bisphosphonat-Behandlung bei Knochenbefall und Antikörpertherapien bei HER2-positiven Tumoren im Einzelfall Krankheits- und Symptomenkontrolle über Jahre erreichen. Allerdings ist die mediane Überlebenszeit bei fernmetastasiertem Brustkrebs insgesamt immer noch zu gering.

Vor diesem Hintergrund versteht man nur zu gut, dass unsere Gesundheitssysteme immer mehr Wert auf eine effektive Vorbeugung legen müssen, und Ärzte sowie Patientinnen gleichermaßen nach effektiven Zusatzbehandlungen suchen, die mit weniger toxischen Nebenwirkungen eine bessere Tumorkontrolle und ein längeres überleben mit guter Lebensqualität ermöglichen.

Gute Kandidaten in dieser Hinsicht scheinen die sekundären Pflanzenstoffe aus den Kreuzblütlern, wie zum Beispiel das Indol-3-Carbinol (I3C), zu sein. Dieses schwefelhaltige Glucosinolat-Derivat und seine entsprechenden Stoffwechselprodukte sind seit langem für ihre Antikrebswirkung bekannt [34-36, 44, 46]. Ihre vorbeugende und therapeutische Wirksamkeit in Bezug auf Brustkrebs und andere Krebsarten wurde ausführlich untersucht [7, 12, 18, 30, 62, 79]. Laboruntersuchungen an Zellkulturen sowie Tierexperimente konnten zeigen, dass I3C die Krebsentstehung in verschiedenen Organen bei der Maus und Ratte verhindert, bestehenden Krebs im Wachstum bremst und Metastasierung vermindert [13, 14, 45, 66, 74, 82). Dabei wurden folgende, zum Teil synergistische Wirkmechanismen von I3C und seinen Derivaten bei der Krebsverhütung und -therapie experimental nahegelegt: Inaktivierung von karzinogenen Substanzen, Schutz vor DNS-Schäden, antivirale und antibakterielle Effekte, antientzündliche Effekte, Apoptose-Induktion, Angiogenese- und Zell- Migrations-Hemmung.

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Epidemiologische Studien bezüglich Verminderung des Brustkrebsrisikos beim Menschen durch I3C waren jedoch weniger eindeutig. Eine Metaanalyse von 8 prospektiven Studien aus den USA, Kanada, den Niederlanden und Schweden konnte zum Beispiel keinen signifikanten Zusammenhang finden (73). Eine neuere Metaanalyse von 13 epidemiologischen Studien fand jedoch eine deutliche Reduktion des Brustkrebsrisikos durch erhöhte Zufuhr von Kreuzblütler-Gemüse [53 ]. Verschiedene Fall- und Kohortenstudien ergaben ebenfalls, dass Frauen mit höherem Verzehr von Kreuzblütler-Gemüse ein deutlich geringeres Brustkrebsrisiko haben [7, 34, 84]. Schließlich konnte man in der „Women’s Healthy Eating and Living (WHEL)“-Studie, an der über 3000 Brustkrebspatientinnen teilnahmen, eine zusätzliche Herabsetzung des Rezidivrisikos nachweisen, wenn die Tamoxifen-Therapie durch gleichzeitige Einnahme von Kreuzblütler-Gemüse ergänzt wurde [78].

Obwohl es vielleicht verfrüht ist, I3C mit diesen Daten einen Platz in der Prophylaxe und komplementär-onkologischen Behandlung von Brustkrebs zuzuweisen, vertrauen dennoch immer mehr besorgte und betroffene Patientinnen sowie ihre Ärzte auf diese Substanz mit dem Ziel, eine effektive Vorbeugung, bessere Tumorkontrolle und ein längeres überleben mit guter Lebensqualität zu erreichen. In diesem Beitrag möchten wir auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich I3C hinweisen und sie diskutieren.

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