von Helga Kessler,
veröffentlicht in der SonntagsZeitung Zürich 05.11.2006
Sie plädieren für die integrative Behandlung* von Krebspatienten, also für die Kombination von Schul- und Komplementärmedizin. Wieso?
Das hat viele Gründe, einer davon ist sehr persönlich: Meine Schwester ist 1991 an Eierstockkrebs gestorben. Ich habe gesehen, wie konventionelle onkologische Behandlungen bei ihr versagt haben und eigentlich mehr Leid als Erleichterung brachten. Das hat bei mir eine Suche nach anderen Behandlungswegen ausgelöst. Heute weiß ich, dass wir komplementärmedizinische Verfahren mit herkömmlichen Krebstherapien verbinden können — zum Vorteil für den einzelnen Patienten.
Was kann die Komplementärmedizin bieten?
Ich glaube, Sie kann dem Patienten eine besondere Wärme und Zuwendung geben, die man oft in konventionell-onkologischen Sprechstunden vermisst. Es können Nebenwirkungen gemildert werden, die als Folge von Chemotherapie und Bestrahlung häufig auftreten. Übelkeit und Erbrechen werden etwa mittels Akupunktur, Phytotherapie oder homöopathischer Mittel reduziert. Schädigungen von Blut- und Schleimhautzellen können durch Radikalfängern wie Selen, Vitamin C abgefangen werden.
Ein Problem der Komplementärmedizin ist, dass der wissenschaftliche Nachweis für die Wirksamkeit der einzelnen Methoden In der Praxis oft noch fehlt. Das ist so. Noch sind viele Methoden im Stadium des Ausprobierens oder in ersten klinischen Tests. Hinzu kommt, dass die wissenschaftliche Beweisführung, dafür dass sich Patienten durch die komplementär-medizinischen Maßnahmen besser fühlen und gar länger leben, sehr schwer ist.